Entscheidungen in Gruppen treffen

Jede Gruppe die Ziele erreichen will, muss Entscheidungen treffen bzw. Beschlüsse fassen. Eine Entscheidung - wie das Wort schon sagt - ist eine Ent-Scheidung. Aus mehreren Möglichkeiten wird eine ausgewählt, die anderen werden verworfen. Entscheidungen ermöglichen zielgerichtete Handlungen, andererseits schränken sie auch potenzielle Freiheitsgrade ein.

Entscheidungen in einer Gruppe bilden den Verknüpfungspunkt von persönlichen Sichtweisen und Vorlieben der einzelnen Mitglieder, mit der Sachlogik der Ziele der Gruppe.

Bei Entscheidungen sind Menschen unterschiedlich geschickt darin, ihre persönliche Präferenz zur Auswahl der Gruppe zu machen. (Da spielt das hinein, was wir unter Einfluss und Autorität, also Folgebereitschaft kennen). Gleichzeitig zeigt sich aber auch die Fähigkeit einer Gruppe im Dialog mit Unterschieden und Ungewissheit umzugehen. Und natürlich die Fähigkeit, die Vielfalt der Aspekte der zur Wahl stehenden Optionen, angemessen zu berücksichtigen.

Entscheidungen sind oft der erste Schritt zu konkreten Maßnahmen. Insofern geht es nicht nur um die inhaltlichen Qualität des Ergebnisses, sondern darum, inwieweit das Ergebnis auch Akzeptanz findet und Umsetzungsenergie generiert. Die vielleicht objektiv schlechtere Option, hinter der aber alle stehen können, kann letztlich wirkungsvoller sein als "die beste Lösung", die boykottiert wird.

Entscheidungen, tragen immer das Risiko in sich Verlierer zu schaffen und damit die Umsetzungsenergie drastisch zu reduzieren. Wenn Entscheidungen zu einem persönlichen Showdown hochstilisiert werden, steigert sich der empfundene Gesichtsverlust und desto geringer wird die Umsetzungskraft sein.

Was steht schnellen und angemessenen Entscheidungen entgegen?

Meistens wünscht man sich eine rasche Entscheidung, die noch dazu die beste sein soll. Dem kann allerlei entgegenstehen:

Ein bewusster Entscheidungsprozess fehlt

Entscheidungen werden deutlich schwieriger und unübersichtlicher, wenn sie nicht als bewusster Prozess wahrgenommen werden, sondern als Aufblubbern von Vorschlägen in einem laufenden Gespräch, die mehr oder weniger Gehör finden. Entscheidungen folgen dann keinem gemeinsamen Kalkül, sondern der gruppendynamischen Willkür. Das kann durch manipulative Praktiken wie durch das Ausüben von Druck auf Widerstrebende "Ist jemand dagegen?" oder "Wir alle stimmen doch alle zu!" beliebig gesteigert werden.

Zwischenmenschliche Konflikte

Manchmal menschelt es in Gruppen, dann werden persönliche Beziehungen im Sinne von Sympathie und Antipathie wichtiger, als die Beurteilung der Sache selbst. Ein guter Entscheidungsprozess ent-personalisiert, d.h. er löst die zur Beurteilung stehenden Aspekte so weit wie möglich von den Personen ab, die sie eingebracht haben.

Einander zuwiderlaufende Verpflichtungen

Personen, die gleichzeitig verschiedenen Gruppen angehören, können sich beiden Gruppen verpflichtet fühlen. Es ist wichtig, diese Loyalitätskonflikte sichtbar machen zu können und anzuerkennen. In gewisser Hinsicht handelt es sich dabei um eine Kontexterweiterung: Es sitzen Menschen mit am Tisch, die nicht zu sehen sind.

Angst vor den Folgen

Entscheidungen haben Konsequenzen. Ambivalenzen in Bezug auf die Folgen blockieren oft Entscheidungen. In einer solchen Situation ist es sinnvoll die ambivalenten Gefühle zu besprechen, bevor man sich einer Entscheidung nähert.

Abstimmungsverfahren im Überblick

Ganz generell können wir festhalten: ein Gruppenbeschluss ist umso besser,

  • je engagierter die Beteiligten an dem Problem sind
  • je mehr Lösungsmöglichkeiten vorgeschlagen und mögliche Maßnahmen vorausgesehen werden können
  • je größer die Anzahl derer ist, die dem Beschluss zustimmen können
  • je mehr Mitglieder die Durchführung tragen
  • Je weniger der Beschluss mit einem Gesichtsverlust oder einer persönlichen Niederlage verbunden wird

Die in der Praxis angewendeten Vorgehen erfüllen diese Kriterien mehr oder weniger gut.

  • Ein Einzelner entscheidet
  • Eine Kleingruppe/Untergruppe entscheidet
  • Mehrheitsentscheidung aller, geheim oder offen
  • Konsensentscheidung: Diskussion bis zur einhelligen Lösung
  • Entscheidung durch Auspunkten
  • Entscheidungsmatrix
  • Einfaches systemisches Konsensieren
  • 5-to-Fold in der Kurz- oder Langfassung
  • Die Konsent-Entscheidung (siehe Soziokratie)

Wenn Sie jetzt neugierig geworden sind und womöglich auch noch lernen wollen, wie sie zu besseren Entscheidungen in Gruppen beitragen können, dann sind sie ein Kandidat für die Moderationswerkstatt. Besonders das Seminar Agile Meetingmanagement wird Ihnen, nebst anderen spannenden Hinweisen für bessere Besprechungen, praktische Einblicke in unterschiedliche Entscheidungsverfahren für Gruppen geben.

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